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Chronischer Schmerz
Laut einer europäischen Schmerzstudie (Pain in Europe, 2003) leiden etwas 17% der deutschen Bevölkerung an chronischen Schmerzen, das entspricht knapp 14 Millionen Betroffenen. Bei 600.000 bis 800.000 dieser Patienten liegt ein schwer zu therapierendes Schmerzsyndrom vor: Der Schmerz hat sich verselbständigt und ist zu einer eigenständigen Krankheit, der Schmerzkrankheit, geworden. Zu den häufigsten Krankheitsbildern chronischer Schmerzen gehören:
- Rücken- und Nackenschmerzen
- Nervenschmerzen
- chronische Spannungskopfschmerzen und Migräne
- Muskelschmerzen bei Fibromyalgie
- Gelenkschmerzen bei Arthrose, rheumatoider Arthritis
- Reizdarmsyndrom
- interstitielle Zystitis
Schmerzforscher unterschieden folgende Arten von Schmerz:
– nozizeptive Schmerzen: Dies sind Schmerzen, die durch eine Verletzung, Hitze oder Störung im Gewebe oder an Organen ausgelöst werden, wie z.B Knochenbrüche, Koliken.
Schmerzen aufgrund von Entzündungen: Diese werden durch Entzündungsprozesse im Immunsystem ausgelöst, z.B. durch Infektionen, und haben eine Art Schutzfunktion. Bei manchen Erkrankungen richtet sich aber das Immunsystem gegen die körpereigenen Zellen und verursacht anhaltende Entzündungen, die zu chronischen Schmerzzuständen führen können, wie z.B. bei der rheumatoiden Arthritis.
– neuropathische Schmerzen (aufgrund von Nervenschäden): Diese Schmerzen werden durch Reizungen oder Schäden an Nervenfasern ausgelöst, wie z.B. bei Alkoholmissbrauch, nach einer Gürtelrose oder bei Diabetes.
– Schmerzen aufgrund einer veränderten Schmerzverarbeitung: Schmerzzustände könnne aber auch eine Folge von Störungen in der Schmerzverarbeitung im Gehirn sein. Solche Schmerzen sind oft unspezifische – es gibt keine bekannte Ursache, die Auslöser sind vielfältig, daher werden sie auch „dysfunktionale Schmerzen“ genannt. Beispiele dafür sind das Fibromyalgiesyndrom, das Reizdarmsyndrom und die chronische Blasenentzündung (interstitielle Zystitis).
Neueren Forschungen in den Neurowissenschaften und diverse amerikanische Studien haben einen starken Zusammenhang zwischen frühen Kindheitstraumata und Schmerzen gezeigt. Wir wissen, dass, wenn Kinder über einen längeren Zeitraum hinweg erhöhten Stress erlebt haben, ohne den beruhigenden Einfluss einer Eltern- oder Erwachsenenfigur, Stress toxisch wird und wichtige neuronale Verbindungen im sich entwickelnden Gehirn schädigen kann.
Chronischer, lang anhaltender Stress, widrige Kindheitserfahrungen oder eine Häufung von Traumata (in Form von Unfällen, Operationen) können Ursachen für die oben genannten Krankheitsbilder sein.